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Baldeneysteig Ultra!

Endlich wieder Baldeneysteig Ultra !

Sonntag ist meistens Lauftag.  Um 7 Uhr geht der Wecker. Soweit ist noch alles normal.  Heute ist aber etwas anders. Baldeneysteig Ultra ist angesagt.  Ich freue mich total. Endlich ist es soweit und mein Heimspiel auf meiner Hausstrecke steht wieder mal auf dem Programm.

Ich habe diesen Steig in den vergangenen Jahren lieben gelernt und bin ihn viele Male gelaufen. Er steht auch für das neue Ruhrgebiet. Über Jahre hat der Ruhrpott sein graues Kleid Stück für Stück abgelegt,  an seinem Ruf als moderne ,auch grüne Region gearbeitet. Und das mit großem Erfolg.  Inzwischen besuchen uns hier Touristen aus der ganzen Welt. Darauf kann man schon stolz sein. Auf dem Baldeneysteig erinnert weithin sichtbar nur noch der Förderturm der Zeche Carl Funke an längst vergangene Zeiten. Beim Rest kommt man sich schon eher wie im Sauerland vor. Etwa 650 Höhenmeter verteilt auf 26 Kilometer sind nicht ohne. Immer wieder im Blick ist der Baldeneysee,  das Herzstück der Runde.

Aber meine Freude liegt heute noch  woanders begründet. Und das liegt an den Menschen. Im letzten Jahr war man mehr oder weniger alleine unterwegs,  um sich die Medaille zu verdienen.  Dank Corona war ein regulärer Wettkampf nicht möglich.
Heute werde ich viele LauffreundInnen wieder sehen,  und das teilweise nach ziemlich länger Zeit.
Birgit Jahn,  meine Dauerbegleiterin auf den Laufstrecken,  steht pünktlich um 8 vor meiner Tür. Heute gibt es ja nur eine kurze Anfahrt  Dieses Mal parken wir auf dem großen Parkplatz vor der Sporthalle in Kupferdreh.  Denn der Lauf ist  wieder umgezogen. Der Eisenbahner Sportverein Kupferdreh  ist dieses Mal der Gastgeber und scheint die ideale Lösung zu sein. Denn der Start befindet sich direkt an der Strecke. Ein Umweg muss nicht mehr gelaufen werden.
Auch unsere Gastgeber,  Kati  und Marina  sind schon vor Ort. Und nicht nur sie. Aus allen Ecken schallt uns ein freundliches“ guten Morgen“ entgegen. Danke schon mal im Voraus an diese phantastischen Menschen! Denn ohne sie würde heute hier niemand laufen. Und außer Dank gibt es für sie nichts zu holen. Aber mehr wollen sie auch nicht, habe ich das Gefühl.

Ohne Wartezeit bekommen wir unsere Startnummer.  Denn nur wenige StarterInnen sind zugelassen. Es geht sehr familiär zu . Wir begrüßen viele Freunde und quatschen ein bisschen. Und nach kurzer Einweisung mache ich mir langsam Gedanken über den Lauf.  Ziel ist es, noch im Hellen zu finishen. Damit dürfen wir circa 4 Stunden pro Runde brauchen.  Das ist gut machbar. Um kurz vor 9 stößt dann noch Katja zu uns. Wir haben uns bei dieser Veranstaltung kennen gelernt und wollen das Ding heute gemeinsam rocken.

Pünktlich um 9 geht es erst mal zu Dritt  los . Wir ordern uns ziemlich am Ende ein und treffen dann noch auf Claudia .Ein echter Glücksfall für uns , denn unsere 4er Gruppe harmoniert ausgezeichnet.
Die ersten 4 Kilometer geht es den See entlang.  Es ist 6 Grad, fühlt sich aber kälter an. Schwer hängt die Feuchtigkeit in der Luft, leichter Nebel hängt über Allem. Die Wolkendecke ist dicht. Der Herbst zeigt sein graues Gesicht .
Wahrscheinlich sind darum auch nur wenige Leute unterwegs.                                Der Steig gehört uns.schon im Anstieg.

Die große Kormoran Kolonie schläft noch, als wir sie passieren.  Dann geht es auch schon in den  Anstieg.
Kalt ist uns jetzt nicht mehr und die Gespräche werden kürzer.  Die Anstiege fordern ihren Tribut.  Durch den Herbstwald vergeht die Zeit wie im Flug. Zwischendurch lässt sich immer mal wieder der See blicken. Nach dem steilen Anstieg zum Heissiwald gibt es oben zur Belohnung den Verpflegungspunkt.

Hier bekommt man alles was man an Essen und Trinken braucht. Aber auch schon wie im Startbereich gibt es auch hier tolle Menschen.  Mit freundlichen, warmen Worten werden wir wieder auf die Runde geschickt.

Weit kommen wir aber nicht.  Mit 3 Mädels im Schlepptau gibt es kein vorbei kommen an den Frischlingen im Wildgehege. Aber so viel Zeit muss auch sein. Weiter geht es steil hinunter und wir überqueren den See. Der Steig ändert sein Gesicht. Man kommt durch mehr Wohngebiete.  Die Landschaft wird offener und gibt phantastische Weitblicke frei. Im letzten Viertel gibt es wieder mehr Wal ,wo es dann über kleine Singletrails vorwärts geht.
Dann erreicht unser Quartett das Ziel.  Die erste Runde ist geschafft.  Es war sehr kurzweilig, alles ist leicht an uns vorbei gezogen.  Der Körper sagt aber was anders.  Die Höhenmeter stecken uns natürlich auch in den Knochen.  3:40 Std. haben wir gebraucht. Da sind wir voll im Plan.

Claudia hat muskuläre Probleme und steigt leider aus. Richtig so, ich wünschte ich wäre auch immer so vernünftig. Wir verabschieden uns. War super mit dir, wir sehen uns bald wieder.

Nach einer ausgiebigen Pause geht es jetzt für uns als Trio weiter.
Auf der 2. Runde gibt es für uns nochmal ganz neue Eindrücke. Die Sonne lässt sich blicken und der Himmel leuchtet herrlich blau und weiß.  Jetzt zeigt der Herbst auch sein schönstes Gesicht.  Der Herbstwald erstrahlt in einem Feuerwerk aus rot, grün ,gelb und braun . Das tut unserer Seele gut. Denn körperlich geht es jetzt ans Eingemachte. Jetzt zahlt es sich aus, eine tolle Gruppe zu haben. Wir motivieren uns gegenseitig.  Auch von den vielen Wanderern gibt es gratis  Anfeuerung. Das setzt sich am VP fort. Wir sind die letzten.  Trotzdem werden wir wieder bestens bedient. Wir können ans dafür gar nicht genug bedanken. Aber wir müssen weiter ,bevor uns die Dunkelheit doch noch einholt. Erst steil bergab geht es dann zum letzten Mal  über den See. Die letzten 12 Kilometer stehen an.
Und wir kommen gut voran. Und das, obwohl die Gehpausen länger werden. Auf dem Baldeneysteig dämmert es langsam. Die Wanderer sind verschwunden.  Jetzt gehört der Steig wieder uns. Durch die wechselnde Landschaft werden wir gut abgelenkt. So fliegen die Kilometer dahin.  Auf den letzten 4 Kilometern kommen aber noch 3 giftige Steigungen. Und die scheinen nochmal gewachsen zu sein. Mit brennenden Oberschenkeln und vielen guten Worten schaffen wir aber auch das. Die letzten Meter hinab zum See scheinen wir zu fliegen. Es ist immer noch hell.

Unter großen Jubel laufen wir nach 7:38:09 Std.  ins Ziel ein. Und das, obwohl wir die letzten sind. Das hatten wir so nicht erwartet.  Einige haben extra auf uns erwartet. Ich bin schwer beeindruckt. Darum liebe ich diese Laufszene so !

Man kümmert sich super um uns. Es ist auch an Verpflegung noch alles da was man möchte.  Auch die schicke Medaille aus Holz bekommen wir sofort umgehängt. Nachdem ich meine Sachen in der beheizten Umkleide gewechselt habe,  verabschieden wir uns.“ Bis zum nächsten Jahr“,  ruft man uns zu. Ich hoffe Fortuna steht mir wieder bei, dann sehr sehr  gerne!

Danke nochmals ,Kati und Marina. Was habt ihr für ein tolles Team.
Und Danke an meine Laufmädels ,Birgit, Katja und Claudia.  Ich war gerne der Hahn im Korb.

 

 

Bericht und Foto: Ralf Schuster